Das Überraschungsteam der Oberliga Westfalen war der SuS Hüsten 09 in der Spielzeit 1982|83 ohnehin schon, doch was noch fehlte, war der zweite Sieg im Süd-Westfalenderby gegen die Sportfreunde Siegen, gegen die man im Hinspiel schon mit 2:1 gewonnen hatte. Erst lief alles zu Gunsten der Sportfreunde, dann aber avancierte der erst 19-jährige Martin Reimann mit einem Doppelpack zum Matchwinner.

Martin Reimann raubt Siegen Wunschtraum vom Punktgewinn
Magere Zuschauerkulisse beim Süd-Westfalenderby in Hüsten

SuS Hüsten 09 – SF Siegen 3:2 (1:1). 3:2 gegen die Siegener Sportfreunde – Hüsten’s Oberliga- Kicker durften nach diesem zehnten Saisonsieg mit stolzer Brust in die Kabine gehen: Sie, die schon das Hinspiel 2:1 im Leimbach-Stadion gewannen, sind jetzt endgültig aus dem Schatten ihres südwestfälischen Rivalen getreten, der sichtlich geknickt und auch mit Zornesröte in die Umkleideräume strebte.

In der Tat: Die Siegerländer hatten eine spielerisch sehr gute Leistung geboten, waren den 09ern streckenweise überlegen gewesen, zwei Mal die Führung an sich gerissen und dann letztendlich neben den zwei Punkten auch noch ihren Abwehrspieler Morgenschweiß in der neunzigsten Minute durch Platzverweis verloren. Das Foul, für das es die rote Karte gab, war nicht arg, doch zuvor ermahnt, verwarnt und in der 62. Minute mit einer Zeitstrafe belegt – da hatte sich zuviel angesammelt und so ist die Schiri-Entscheldung auch zu vertreten.

Was nun die Minuten dieser jederzeit spannenden Begegnung angeht, so kam auf dem schneeglatten, aber vorzüglich bespielbaren Rasen das spielerische Element manchmal zu kurz, gab es etliche Zufallspässe, aber trotzdem auch glänzende Kombinationen, wobei die technischen Fertigkeiten der Gäste auffielen. Schon der erste Angriff in der vierten Minute führte zum 1:0, wobei Dickel geschickt den von Willi Brock abgewehrten Distanzschuss eindrückte.

Mit diesem Gegner hatte Hüsten 09 seine Schwierigkeiten. Klaus Seiler unterlief mancher Fehlpass, mit Dickel mühten sich Hardes und Erlinann ab und auf lange Pässe wartet Peter Schulze vergebens „Spielerisch war es gewiß nicht das gelbe vom Ei“, gab auch 09-Trainer Meinolf Hahne zu.

Aber Zuversicht machte sich breit, als die Hüstener mehr Zweikämpfe gewannen. Ein verdeckter halbhoher Schuss von Martin Reimann brachte schließlich in der zwanzigsten Minute den 1:1-Ausgleich und läutete eine Phase der Überlegenheit ein.

Die Dramatik kam nach der Pause ins Spiel, als Hüsten’s Abwehr in der 52. Minute mit dem 1:2 (Dickel war dabei – eine Kopie des ersten Toren – vor Erlmann schneller auf den Beinen) kaIt erwischt worden. Aber man spürte, hier war eine 09-Elf auf dem Platz, die in der Lage war, die drohende Schlappe abzuwenden. Als Morgenschweiß auf der Straf bank saß, kam die Wende. Nicht etwa durch das „Überzahlspiel“, sondern durch einen Coup von der 09-Trainerbank: In der 66. Minute kam Andreas Dickehut für den glücklosen Kalla Degner und fügte sich, wie es sich für einen guten Joker geziemt, nahtlos ins 09-Spiel ein. So wurde der gut disponierte Martin Harbecke für die Offensive frei.

„War doch wohl gut“; lachte sich Trainer Hahne ins Fäustchen, als mehr Druck ins Angriffsspiel kam, Kiwranoglu nach einer Schulze-Flanke per Kopfball den Ausgleich markierte und sich die Torchancen häuften. Der Jubel blieb nicht aus: Martin Reimann markierte in der 79. Minute das Siegtor.

Die restlichen elf Minuten haben Siegen’s Trainer Elmar Müller sicherlich um einige Jahre altern lassen. Er saß wie ein Nervenbündel auf der Bank, schaute in einer Minute acht Mal auf seine Uhr, spielte jeden Pass mit und muss Qualen durchgestanden haben. Bei allem Engagement: Diesem Mann wünscht man stärkere Nerven.

SuS Hüsten 09: Brock, Schulze, Erlmann, Seiler, Hardes, Reimann, Harbecke, Andexer, Schröter, Kiwranoglu, Degner (66. Dickehut) – Tore: 0:1 Dickel (4.), 1:1 Reimann (20.), 1:2 Dickel (52.), 2:2 Kiwranoglu (71.), 3:2 Reimann (79.)

Gegen Siegen zwei Mal in Rückstand gelegen
Hüsten riss Spiel mit energischem Endspurt noch aus dem Feuer

SuS Hüsten 09 – SF Siegen 3:2 (1:1). Martin Reimann’s spielerische und läuferische Oualitäten im offensiven Mittelfeld sind bekannt. Als Törjäger trat der 19-jährige Bundeswehrsoldat allerdings nur selten in Erscheinung – bis gestern: Mit zwei überlegt herausgeschossenen Treffern ebnete der SuS-Akteur seinem Verein den Weg .zum 3:2-Erfolg im Südwestfalenderby gegen die Sportfteunde Siegen.

Für Hüsten 09 begann die Partie mit einer großen Enttäuschung: Nur 548 zahlende Zuschauer wurden an den Kassen registriert. Der Platz – von einer dünnen Schneedecke überzogen – war in relativ guter Verfassung, hatte allerdings seine Tücken.

Siegen kam zumindest in der Anfangsphase mit dem Rasen besser klar. Schon in den ersten drei Minuten hatte Mannschaft zwei dicke Chancen, die SuS-Keeper Willi Brock vereitelte. Nach vier Minuten war es passiert. Einen Gewaltschuss von Griffel kann Willi Brock noch abwehren. Doch das zurückspringende Leder fällt dem freistehenden Dickel genau vor die Füsse. Der fackelt nicht lange und erzielt aus spitzem Winkel die Siegener 1:0-Führung.

Eine verdiente Führung, das muss festgehalten werden. Siegen war besser eingestellt, wirkte entschlossener, energischer, beweglicher, störte früh und ließ den SuS in der Anfangsphase überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Unübersehbar die Schwächen in der Hüstener Abwehr. Libero Klaus Seiler war völlig von der Rolle, leistete sich einige haarsträubende Fehlpässe und steckte mit seiner Unsicherheit und Nervosität die NebenIeute an.

Als Reimann in der zwanzigsten Minute nach schöner Einzelaktion das 1:1 erzielte, schien der SuS das Spiel in den Griff zu bekommen. Doch das Hüstener „Hoch“ dauerte nur wenige Minuten, dann übernahm Siegen wieder die Regie. Die Gäste waren spielerisch und auch kämpferisch bis Mitte der zweiten Halbzeit das bessere Team. Nur folgerichtig die erneute Führung in der 52. Minute. Torschütze war wiederum Hardes-Gegenspieler Dickel.

Das Spiel kippte, als SF-Verteidiger Morgenschweiß eine Zehn-Minuten-Strafe absitzen musste. Letztendlich riss sich der SuS am Riemen, es wurde Dampf gemacht, Siegen geriet unter Druck. Konnte SF-Torwart Rama in der 64. Minute noch einen Kopfball von Lazarus Kiwranoglu um die Latte fausten, so war er in der 71. Minute machtlos, als „Lazer“ einen Kopfball nach Schulze-Flanke genau ins Dreieck zirkelte – 2:2.

Siegen verlor völlig den Faden. Das Sagen auf dem Platz hatte jetzt der SuS, der endlich so auftrumpfte, wie die Fans es sehen wollten. Positiv wirkte sich eine Umstellung in der Schlussphase aus: Dickehut kam für Degner, übernahm Defensivaufgaben. Reimann rückte dafür in die vorderste Linie neben Schröter und Schulze. In der 79. Minute glückte eben jenem Reimann wiederum nach schöner Einzelaktion das 3:2. Siegen verlor in der neunzigsten Minute Morgenschweiß durch Platzverweis (Foul an Reimann).

SuS Hüsten 09: Brock, Schulze, Erlmann, Seiler, Hardes, Reimann, Harbecke, Andexer, Schröter, Kiwranoglu, Degner (66. Dickehut) – Tore: 0:1 Dickel (4.), 1:1 Reimann (20.), 1:2 Dickel (52.), 2:2 Kiwranoglu (71.), 3:2 Reimann (79.)

Personalien

19 Jahre ist er jung. Beim Amateur-Oberligisten SuS Hüsten 09 zählt er augenblicklich zu den auffälligsten Akteuren. Sein Name: Martin Reimann, Mittelfeldspieler des SuS und zurzeit Bundeswehrsoldat in Hemer.

Im letzten Sommer wechselte der excellente Techniker vom Oberligaaufsteiger VfL Bochum II zum SuS Hüsten 09. Die Kontakte zum SuS knüpfte sein Vater. Reimann: „Mein Vater spielte selber zwei Jahre lang in der ersten Hüstener Mannschaft.“

Es gab einigen Wirbel um seinen Wechsel. Reimann: „Man hatte mir in Bochum schon vor zwei Jahren einige Einsätze in der Profimannschaft des VfL versprochen. Daraus wurde aber nie etwas. Da habe ich mich dann entschlossen, endgültig zu gehen.“

Mehrere Vereine, auch Profi-Klubs, warben um die Gunst des hochtalentierten Fußballers. Vom FC Schalke 04 meldete sich Rudi Assauer. Der Transfer zerschlug sich. Dann kam es zu Kontakten mit TuS Schloß Neuhaus. Man war sich schon „handelseinig“. Die Schloßherren wollten ihn füt die Zweitliga, aber auch – im Fall des Nicht-Aufstiegs – für die Oberliga verpflichten. Aber dann wurde auch daraus nichts. Der VfL Bochum ließ erkennen, dass man ihm Steine in den Weg legen würde. Reimann wechselte zum SuS.

Während der ersten vier Trainingswochen musste der in Menden wohnende SuS-Akteur passen. Er war gerade zur Bundeswehr eingerückt und konnte zunächst nicht am Training teilnehmen. Inzwischen hat sich die Situation wesentlich gebessert, vvenngleich er auch jetzt noch nicht regelmäßig jeden Trainingsabend mitmachen kann. Der Panzergrenadier: „Es kommt ab und zu vor, dass wir eine Nachtübung haben. Dann muss ich natürlich in der Kaserne bleiben.“ Die Bundeswehr drückte natürlich auch auf die Leistung des Jung-Talents. Die Spritzigkeit ging etwas verloren, er musste in einigen Spielen die Bank drücken. Doch diese Phase scheint vorbei, scheint überwunden zu sein.

Mit sechs Jahren begann Reimann Fußball zu spielen. Er kickte damals in der U11 der DJK Bösperde. Nach einem Jahr in der Schülermannschaft wechselte er zum benachbarten BSV Menden, spielte dort bis zur U16 und schlug dann seine Zelte beim VfL Bochum auf. Dort feierte er auch seinen bishergrößten sportlichen Erfolg. Reimann: „Wir wurden damals mit der U19 des VfL Westdeutscher Vizemeister.“ Im Endspiel unterlag man Bayer Leverkusen.

In all den Jahren zählte Martin Reimarm immer zur Kreisauswahl. Überdies bekam er eine Nominierung für die Juniorenwestfalenauswahl. Sein sportliches Nahziel? Reimann: „Ich möchte mich erst einmal in der Oberliga festspielen. Damit wäre ich zunächst einmal zufrieden. Das weitere wird man sehen.“ Die beruflichen Vorstellungen des Abiturienten? Reimann: „Wenn ich von der Bundeswehr entlassen werde, möchte ich einen Beruf in Richtung Datenverarbeitung beginnen.“

Reimarm fühlt sich in Hüsten wohl. Das bringt er klar zum Ausdruck: „Das Trainergespann leistet sehr gute Arbeit. Das Training ist individuell auf jeden einzelnen Spieler abgestimmt. Aber auch sonst kann man mit den beiden Trainern über alle Probleme sprechen. Es ist eine familiäre Atmosphäre im Verein spürbar, die mir sehr zusagt. Beim VfL Bochum war das ganz anders. Dort zählte nur Leistung.“

Der Ex-Bochumer glaubt, dass für den SuS am Ende ein Platz zwischen Rang fünf und acht drin sein könnte. Reimann: „Ich würde am liebsten im vorderen Mittelfeld spielen. Meine Stärken liegen eindeutig im Offensivspiel. Maßgebend allerdings ist die Aufgabenzuweisung des Trainers, die allein entscheiden.“

Für das kommende Meisterschaft-Heimspiel gegen Siegen tippt Reimann auf einen knappen 3:2-Sieg für seine Elf.