Die 250 Zuschauer in Herdringen bekamen am Sonntag einiges für ihr Geld geboten. Die insgesamt zehn Tore im ersten Spiel der Hüstener Reservemannschaft im Kreisliga-Oberhaus nach elf Jahren verteilten sich gleichmäßig 5:5. In einem hektischen und von vielen Fouls geprägten Spiel konnte sich die Zweitvertretung des SV Hüsten 09 am Ende der Partie als moralischer Sieger fühlen.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag: Die zweite Ecke in der vierten Minute verlängerte Hendrik Welschoff zum 1:0 für die Hausherren. In dieser Situation befand sich der gesamte Defensivverbund der 09er im Tiefschlaf. In der sechsten Spielminute konnte jedoch Dirk Mikolajczak die Führung nach einem Freistoßabpraller aus kurzer Distanz egalisieren. Beide Teams schenkten sich in der gesamten Anfangsphase der Begegnung keinen Zentimeter und spielten mit offenem Visier. Beide Seiten verkeilten sich häufig in Nickeligkeiten und unnötige Foulspiele. Glück hatte in der 14. Minute Sebastian Rogalski, der nach einer Foulspielsituation mit den Beinen nachhakte und seinen Gegenspieler dabei im Gesicht traf. Hätte Schiedsrichter Martin Bresser in dieser Situation freie Sicht auf die Aktion gehabt, hätte sich der 09-Akteur über eine rote Karte nicht beschweren dürfen.

Beide Teams konnte man weiterhin den Derbycharakter dieses A-Ligaspiels anmerken. In der 16. Minute vertendelte 09-Schlussmann Marco Malachowski den Ball gegen den heranstürmenden Marcel Kern, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und das 2:1 für den SV Herdringen markierte. Jedoch hatte auch diese nur zehn Minuten Bestand: Nach seiner ersten Einschusschance in der 25. Minute, die er aus sieben Metern dem Herdringer Schussmann Volker Kern genau in die Arme bugsierte, machte es Krzysztof Witkowski  fünf Zeigerumdrehungen später besser. Seinen Gewaltschuss von der Strafraumkonnte konnte Volker Kern nicht festhalten und so tropfte der Ball ins lange Eck, wo Marvin Frerkes den Ball zum 2:2 über die Linie drückte.

Acht Minuten danach zeitge Schiedsrichter Martin Bresser auf den Elfmeterpunkt. Hüsten’s Verteidiger Michael Millentrup berührte nach einer fairen Grätsche den Ball mit der Hand. Eine mögliche, aber sehr harte Entscheidung. Marcel Kern trat an und scheiterte mit dem Strafstoß und dem Nachschuss jeweils an Marco Malachowski, der hiermit seinen Fauxpas aus der 16. Minute wieder ausgleichen konnte (32.). In der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit beruhigte sich das Spiel etwas und die 09er konnten sich ein leichtes Chancenplus erspielen. Nach einer tollen Doppelpassstaffette mit Melan Thuraiappah und Marvin Frerkes vergab Veton Veliq aus sieben Metern. Ein Vielversprechender Abschluss von Tom Salinus konnte in der 45. Minute von der Herdringer Hintermannschaft abgeblockt werden, sodass es mit dem 2:2 in die Halbzeitpause ging.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit schien es so, als wenn Hüsten sich nun auch ein spielerisches Übergewicht erspielen könnte. Herdringen blieb jedoch mit langen Bällen auf den wieselflinken Marcel Kern immer brandgefährlich. So konnte Marco Malachowski mit einer starken Fußabwehr in der 51. Minute den erneuten Rückstand verhindern. Zwei Minuten später hatte er jedoch gegen einen satten Schuss von Marcel Kern nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung keine Abwehrchance (53.). Auch von diesem erneuten Rückschlag zeigten sich die Grün-Weißen unbeindruckt und so traf Melan Thuraiappah nach einer Flanke von Dirk Mikolajczak nur die Latte (58.).

In der 64. Minute dezimierten sich die Herdringer dann selbst. Nach einem Einsteigen von hinten in die Beine von Lukas Gebhardt sah der ehemalige 09er Sven Hoffmann die rote Karte. Eine dem Regelwerk entsprechende, jedoch sehr harte Entscheidung. An dieser Stelle hätte eine Verwarung mit der gelben Karte durchaus ausgereicht. Die Herdringer zeigten sich jedoch unbeeindruckt von diesem Platzverweis und bauten in der 75. Minute die Führung durch Hendrik Welschoff zum 4:2 aus. Die Hüstener fanden durch die dicht gestaffelte Abwehr kein Durchkommen und hatten dann in der 83. Minuten einen Komplettaussetzer in der Defensive, als sich Sebastian Röhrig gegen drei Gegenspieler durchsetzte und zum 5:2 vollendete.

Doch trotz dieses Spielstandes war die Entscheidung in diesem verrückten Spiel immer noch nicht gefallen. Denn direkt nach dem Anstoß gelangte der Ball zu Dirk Mikolajczak, der den Ball von der rechten Seite auf den Kopf des 09-Torjägers Dirk Stoltefaut servierte, der aus kurzer Distanz zum 5:3 einnickte (84.). Nach dem Antoß eroberten die 09er den Ball umgehend und so war es wieder eine Flanke von Dirk Mikolajczak, die dieses Mal etwas verunglückt auf die Latte des Herdinger Tores tropfte. Veton Veliq schaltete in dieser Situation am schnellsten und schob den Ball vorbei an Torhüter Volker Kern in die lange Ecke zum 5:4 (86.).

Den Hausherren merkte man in der Schlussviertelstunde das kraftaufreibende Spiel deutlich an. So konnte sich die Strojnowski-Elf nicht mehr aus der Umklammerung der Hüstener befreien. In der 89. Minute war es wieder die Co-Produktion Dirk Mikolajczak und Dirk Stoltefaut, die zum Erfolg führte. Dieses Mal war es eine Flanke von der linken Angriffsseite, die Dirk Stoltefaut wieder mit einem Kopfball zum 5:5 verwerten konnte. Doch damit nicht genug: In der Nachspielzeit hatte Marvin Frerkes nach einer Ecke sogar noch den 6:5-Siegtreffer für die Reserve auf der Stirn, konnte dem Ball jedoch nicht mehr die entscheidende Richtungsänderung geben (90.+1).

„Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Ich denke, nach einem 2:5 in der Schlussphase einer Partie gibt es nicht viele Mannschaften, die so eine Moral an den Tag legen und tatsächlich noch einen Punkt entführen. Das erfüllt mich mit Stolz. Wir sehen, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist, wir aber auch noch einiges zu tun haben, denn mindestens drei der fünf Gegentore waren mehr als vermeidbar“, sagte Hüsten’s Trainer Oliver Thiele nach einem fulminaten A-Liga-Spiel.

SV 09 II: Malachowski – Millentrup, Deutenberg, Keweloh (66. Onofrietti), Salinus (75. Stoltefaut) – Frerkes, Rogalski – Mikolajczak, Witkowski – Veliq, Thuraiappah – Tore: 1:0 Welschoff (4.), 1:1 Mikolajczak (6.), 2:1 M. Kern (16.), 2:2 Frerkes (25.), 3:2 M. Kern (53.), 4:2 Welschoff (75.), 5:2 Röhrig (83.), 5:3 Stoltefaut (84.), 5:4 Veliq (86.), 5:5 Stoltefaut (89.) – Rot: Hoffmann (64.) – Bes. Vorkommnis: M. Kern verschießt Handelfmeter (32.)