Eine Welle der Hilfsbereitschaft erlebt der 16-jährige Arman Licina aus Hüsten, nachdem bekannt wurde, dass er an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt ist und einen passenden Stammzellspender benötigt. Akteure aus dem SV Holzen kannten den fußballbegeisterten Jungen aus der B-Jugend des SV Hüsten 09 und initiierten eine Typisierungsaktion, die am Samstag, 30. Januar, von 11 bis 16 Uhr in der Schützenhalle Holzen stattfindet.

80 ehrenamtliche Helfer

Mittlerweile haben sich rund 80 Leute aus mehreren Vereinen und Gruppen zusammengetan, die ehrenamtlich die Typisierungsaktion vorbereiten und vielfältige Aufgaben am Typisierungstag übernehmen: von der organisatorischen Hilfe bei der Spender-Registrierung bis zur Mitarbeit an Essens- und Getränkestand in der Schützenhalle. Von diesem großen Ausmaß an Hilfe ist die Hüstener Familie Licina sichtlich gerührt und dankt schon jetzt den Helfern. Alle hoffen, dass für Arman ein Stammzellspender gefunden wird. Denn durch eine passende Stammzellspende wäre die derzeitige und mit Nebenwirkungen wie Haarausfall verbundene Chemotherapie nicht mehr notwendig.

Aber auch wenn am 30. Januar nicht die für Arman passende Spender-Person dabei sein sollte, so könnte dennoch unter den Menschen, die ihr Blut in Holzen typisieren lassen, jemand dabei sein, der einem anderen Leukämiekranken helfen könnte. „Deshalb ist eine Teilnahme auf jeden Fall sinnvoll. Ich hoffe, dass viele Menschen nach Holzen kommen werden“, sagt Alka Licina, die Mutter von Arman.

Lebensmut nicht verloren

Für den 16-Jährigen hat sich seit dem 23. November 2015, als er mit der Diagnose „Leukämie“ konfrontiert wurde, das Leben schlagartig verändert. Er muss sich einer Chemotherapie unterziehen, zu der ihn seine Mutter in zeitlichen Abständen zur Uniklinik Münster fährt. Den Lebensmut hat Arman dabei keineswegs verloren. Er ist ein aufgeweckter, zielstrebiger Junge geblieben, der richtigerweise seine Pläne fürs Leben weiter verfolgt. „Denn selbst wenn kein Stammzellspender gefunden werden würde, so ist Ar-mans Krankheit, die Akute Lym-phoblastische Leukämie (ALL), mit Chemotherapie und anderen Medikamenten heilbar und nicht zwangsläufig tödlich. Eine passende Stammzellspende würde allerdings Armans Heilungsprozess enorm forcieren und die mit Nebenwirkungen belastete Chemotherapie überflüssig machen“, betont auf Anfrage der Westfalenpost Karsten Meier, Pressesprecher der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS), die bei der Typisierungsaktion in Holzen voll eingebunden ist.

„Nach den Infusionen der Chemotherapie fühle ich mich immer sehr müde“, erzählt Arman, der wegen seines stark geschwächten Immunsystems größere Menschenansammlungen meiden muss. Denn dort wäre die Infektionsgefahr zu groß. Aus diesem Grunde besucht Arman seit dem 23. November 2015 nicht mehr das Hüstener Franz-Stock-Gymnasium. Unterrichtsstoff erhält er per E-Mail und FSG-Lehrerin Janet Henke kümmert sich um ihn. Möglicherweise kann Arman schon in ein paar Wochen den Unterricht daheim am PC-Bildschirm – per Skype-Übertragung aus dem FSG – verfolgen. Den privaten Kontakt zu seinen Kameraden aus der 10. Klasse und zu Fußballfreunden hat er aber nicht verloren. Er bleibt im Gespräch mit seinen Kumpels, was auch Kraft im Alltag gibt.

Vereine, Gruppen und Schule engagieren sich

Zum engeren Orga-Team für die Typisierungsaktion in Holzen gehören Andreas Reinehr, Willi Hoppe und Thorsten Wasserhövel (jeweils SV Holzen), Klaus Schulte und Michael Deimel (Schützen Holzen) und FSG-Lehrerin Janet Henke. Hinzukommen am Typisierungstag viele helfer, z. B. kfd, Feuerwehr, Schützen Holzen und Heide, SV Hüsten 09. Im Vorfeld werben auch Vereine wie BSV Menden für die Typisierung. Helfer vom FSG backen am 22 . und 23. Januar Waffeln in der Neheimer Innenstadt.

114 Arnsberger haben schon Stammzellen gespendet

Laut Deutscher Knochenmarkspenderdatei (DKMS) leben in der Stadt Arnsberg 114 Bürger, die bereits Stammzellen gespendet haben. Dies ist ein erfreulich hoher Wert für eine Stadt mit knapp 78 000 Einwohnern, wobei auch nur die Altersgruppe der 17- bis 55-Jährigen ihr Blut für eine mögliche Stammzellspende registrieren lassen kann. Insgesamt gibt es in Arnsberg zurzeit 4993 Einwohner, die ihr Blut für eine Stammzellspende registrieren ließen (davon 114 Bürger, dei später tatsächlich Stammzellen gespendet haben). Die DKMS-Statistik ist tagesaktuell vom
13. Januar 2016. – In Sundern wohnen 1137 Bürger, die ihr Blut typisieren ließen. Hiervon haben 27 Bürger schon Stammzellen gespendet.

„Ich fühlte mich an diesem Tag ziemlich müde. Auch waren meine Lymphknoten am Hals stark geschwollen“, erzählt Arman, der sich an jenem Tag zunächst keine Sorgen über eine Erkrankung gemacht hatte. Doch dann ging alles sehr schnell an diesem Tag: Erst war Arman beim Hausarzt, dann im Karolinen-Hospital bei Dr. Rey und dann weiter zur Uniklinik in Münster, weil Armans Blutwerte im Keller waren. Es musste dringend gehandelt werden.

Chemotherapie in Münster

Es wurde ein Chemotherapie-Konzept erstellt, das blockweise Behandlungen mit Infusionen vorsieht. Dabei kommt es dann auch zu Nebenwirkungen wie Haarausfall und erheblicher Müdigkeit, die Arman direkt nach der Behandlung spürt. Übelkeit empfindet er nicht. „Ich habe allerdings zehn Kilogramm abgenommen“, schmunzelt Arman. Wegen seines geschwächten Immunsystems muss sich der 16-Jährige vor Infektionskrankheiten in Acht nehmen und größere Menschenansammlungen meiden. „Wenn Armans Körpertemperatur über 38 Grad steigt, soll er sich sofort im Krankenhaus melden“, beschreibt die Mutter die Lebenssituation ihres Sohnes, die aufgrund der Erkrankung viel genauer beobachtet werden muss als bei gesunden Kindern.

Trotz der eingeschränkten Lebensqualität hat Arman seinen Lebensmut nicht verloren. Im Gespräch mit der Westfalenpost macht er einen aufgeweckten, zielstrebigen Eindruck. Er hat in seinem Leben noch viel vor. Er will am FSG sein Abitur machen und auch endlich wieder Fußball spielen. Denn Fußball ist seine große Leidenschaft. Vor seiner Krankheit kickte er in der B-Jugend des SV Hüsten 09. Mit Blick auf die Fußballbundesliga bekennt er sich gern als Fan von Borussia Dortmund.

Die Welle der Hilfsbereitschaft, die er jetzt aufgrund seiner Erkrankung erfährt, hat ihn freudig überrascht. „Damit habe ich nicht gerechnet. Ich danke allen, die mir helfen wollen“, sagt der 16-Jährige und die Eltern schließen sich bei diesem Dank gern an.

Viel Halt in seiner schwierigen Situation geben dem jungen Hüstener seine Eltern, seine beiden Brüder und seine Schwester. Natürlich stehen ihm dann noch manche Freunde zur Seite. Arman und seine älteren Geschwister sind alle in Deutschland geboren und aufgewachsen. Seine Mutter stammt aus Bosnien und sein Vater aus Montenegro.

Jetzt sind alle gespannt, wie viel Leute zur Typisierungsaktion am Samstag, 30. Januar, von 11 bis 16 Uhr in die Holzener Schützenhalle kommen. Dort können sich Bürger im Alter zwischen 17 und 55 Jahren durch Entnahme einer 5 Milliliter umfassenden Blutprobe als potenzieller Stammzellspender registrieren lassen.