Nach aufstrebenden Wochen, in denen die Hüstener fast alle Spiele gewannen und Spitzenreiter Eintracht Hamm ein 1:1-Unentschieden abknüpften, landeten die 09er am 29. Spieltag der Oberliga-Saison 1982|83 auf dem Boden der Tatsachen, als sie gegen den Tabellendrittletzten aus Rheine eine 0:2-Niederlage kassierten. Daher konnten die 09er, für die der Meisterschaftszug damit endgültig abgefahren war, gegen Hamm-Verfolger RW Lüdenscheid befreit aufspielen.
09 in der Abwehr stark – Peter Schulze sah in der 87. Minute wegen Nachtretens die rote Kate
RW Lüdenscheid ließ Punkt in Hüsten – SuS spielte in der ersten Halbzeit zu defensiv
SuS Hüsten 09 – RW Lüdenscheid 0:0 (0:0). Lüdenscheid’s gute Serie gegen Hüsten hat Bestand. Die Rot-Weißen verloren in der Oberliga noch kein Spiel gegen den SuS. Gestern trennte man sich vor 3.000 zahlenden Zuschauern im Stadion Große Wiese leistungsgerecht 0:0.
Es war ein gutes Oberligaspiel. Dennoch wurden nicht alle Erwartungen erfüllt. Der SuS Hüsten 09 verhielt sich in der ersten Halbzeit zu passiv. „Wir werden Power machen“, hatte Kapitän Hans-Jürgen Andexer vor Spielbeginn versprochen. Doch der SuS reagierte nur, ergriff nicht selber die Intitiative. Man überließ RW Lüdenscheid das Feld, zog sich weit in die eigene Hälfte zurück. Eigentlich unverständlich, wo die Mannschaft doch nichts zu verlieren hatte.
Lüdenscheid hatte klare Vorteile im Mittelfeld. Man ließ den Ball laufen, demonstrierte gekonntes Direktspiel. Ausgangspunkt für die meisten Angriffe war der ausgezeichnete Libero Klaus Wischnewski. Sehr offensivfreudig Verteidiger Hans-Jürgen Oehler, der sich immer wieder ins Angriffsspiel mit einschaltete. Doch so gefällig die Lüdenscheider im Mittelfeld kombinierten, nur selten wurde die Mannschaft wirklich torgefährlich. Die Angriffsspitzen waren von Hüsten gut abgeschirmt. Petcovic bekam gegen Rolf Erlmann keinen Stich, war auch zu unbeweglich. Ralf Dreier bemühte sich, hatte aber in Achim Hardes einen sehr aufmerksamen und konsequenten Bewacher. Effektivster Angreifer eigentlich noch Matthias Rademacher, der allerdings in der 43. Minute mit Verdacht auf Innenbandriss verletzt ausschied.
Bezahlt machte sich aus Lüdenscheider Sicht der Schachzug von Trainer Gerd vom Bruch, Helmut Alfes gegen Hans-Jürgen Andexer zu stellen. Alfes verstand es, die Kreise des Hüstener Spielmachers entscheidend einzuengen. Hüsten’s Konterattacken liefen meist über die linke Seite, über den gut aufgelegten Martin Harbecke und über Martin Reimann, der eine gute Partie machte und ein großes Laufpensum leistete. Er musste ja seinem offensivfreudigen Bewacher Hans-Jürgen Oehler immer wieder in die eigene Hälfte folgen.
Der rechte Hüstener Flügel lahmte. Peter Schulze gewann so gut wie keinen Zweikampf gegen den schnellen Becker, der zu den Stützen des Lüdenscheider Teams gezählt werden muss. Lüdenscheid’s dickste Chance in der 41. Minute: Einen Freistoß von Oehler nimmt Rademacher aus der Luft. Der Ball knallt jedoch ans Lattenkreuz. Rademacher verletzte sich bei dieser Aktion (Verdacht auf Innenbandriss) und musste vom Feld.
In der zweiten Halbzeit wurde Hüsten dann munterer. Man gab die Defensivhaltung auf, machte Druck, das Spiel wurde lebhafter. Es gab einige brenzlige Situationen im Lüdenscheider Strafraum, doch die Gäste überstanden diese Phase unbeschadet. Durch die Einwechslung von Dinter (70.) bekam Lüdenscheid noch einmal einen zweiten Wind. Eine Riesenchance in der 71. Minute: Paar schießt aus spitzem Winkel auf das kurze Ecke, Dickehut fälscht ab, SuS-Keeper Willi Brock kommt mit den Fingerspitzen noch soeben an den Ball. Das Leder trudelt langsam an den Pfosten und springt dann ins Aus.
Nach einem hässlichen Foul an Dirk Schröter muss der eingewechselte Dinter zehn Minuten vom Platz (76.). Hüsten blässt zur Schlußoffensive, setzt Lüdenscheid noch einmal unter Druck, kann am Ergebnis jedoch nichts mehr ändern. Unschöner Ausklang: SuS-Außen Peter Schulze – vorher schon mit gelb verwarnt – kassierte in der 87. Minute wegen Nachtretens gegen Becker die rote Karte.
SuS Hüsten 09: Brock, Schulze, Erlmann, Seiler, Hardes, Dickehut, Harbecke, Andexer, Schröter, Kiwranoglu, Reimann (86. Degner) – Tore: keine
WP-Telefonaktion mit Andexer fand gute Resonanz – Fan-Frage: „Warum nicht im Kreispokal?“
SuS-Fan riet: „Andy, lass das Fummeln sein!“ Hüsten. Der erste Anruf erreichte die Westfalenpost um 16:58 Uhr. Hans-Jürgen Andexer bekam zu tun. Eine Stunde lang stand der Mannschaftskapitän des SuS Hüsten 09 den Fans am Telefon der WP Rede und Antwort. Er tat es auf seine bekannt lockere, humorvolle Art, nahm sich für jeden Anrufer Zeit, versuchte alle Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Pausen waren ihm nur wenige vergönnt. Die Telefonaktion kam an. Der weiteste Anruf erreichte uns aus Warstein. Auch Fans aus Alt-Arnsberg und Niedereimer waren an der Strippe. Der Großteil der Anrufer stammte jedoch aus Hüsten. „Andy“ hatte hinreichend Gelegenheit, Kostproben seines hintergründigen Humors zu geben. Wie er das Spiel gegen Rheine gesehen hätte, wurde er gefragt. Der SuS-Kapitän überlegte nicht lange :“Man konnte meinen,“ so formulierte er, „als wären wir gerade aus einem NATO-Manöver zurückgekehrt und hätten vergessen, unser Sturmgepäck abzulegen.“
„Andy, lass das Fummeln sein“, riet ein anderer Anrufer. „Ich werde mir die größte Mühe geben“, versprach der 32-Jährige mit einem Schmunzeln. „Aber ich bin halt so ein Typ.“ Andere Fans wollten taktische Tipps geben oder zu einer Umstellung in der Mannschaft raten: Dirk Schröter- so hieß es – hätte mehr Kraft für den Angriff, wenn er weniger hinten aushelfen würde. Oder: „Der Reimann muss wieder in die Mannschaft.“ Auch das Zuschauerproblem kam auf den Tisch. Hans Zuleg nahm einen klaren Standpunkt ein: „Die Preise sind zu hoch. Bei der augenblicklichen Arbeitslosigkeit muss jeder mit dem Geld knappen.“
Johannes Schloof, Sunderner Straße, stieß in das gleiche Horn: „Der Eintritt ist zu teuer. Rentner können sich das kaum leisten.“ Eine Lanze für die Jugendlichen brach Heinz Kretzer: „Sechs DM für Jugendliche sind zu teuer. Vier Mark würden reichen.“ Sein Wunsch: „Bei schlechtem Wetter sollte man alle Zuschauer auf die Tribüne lassen.“
Siegfried Rump riet dem SuS, mehr für sein Image zu tun. „In kleineren Orten gilt der Verein SuS Hüsten als arrogant. Warum nimmt man nicht am Kreispokal teil?“ Sein Rat: „Die Mannschaft sollte auch mehr auf kleineren Dörfern spielen. Das wäre echte Werbung.“ Rump sprach auch das Transportproblem von Neheim nach Hüsten an. „Die Entfernung von Neheim zum Stadion ist groß. Ältere Leute schaffen diesen Weg nicht.“
Ferdie Sadoni, Wirt im „Alt-Hüsten“, bemängelte, dass nach seinen Erfahrungen vor Spielbeginn mitunter nur eine Kasse geöffnet hatte. Daneben seien die Toiletten nur umständlich, über einen weiten Umweg zu erreichen. Der Hüstener Wirt vertrat auch die Meinung, dass der SuS nicht alle Werbemöglichkeiten ausschöpfen würde. „Ich bekomme von Hüsten weder Plakate noch das Vereinsblättchen. Dabei bietet sich doch gerade die Gaststätte als idealer Ort dafür an, die Werbetrommel zu rühren.“
Natürlich wurde „Andy“ auch nach einem Tipp für das sonntägliche Schlagerspiel gegen Lüdenscheid gefragt. „3:1 für uns“, gab sich „Andy“ am Telefon überzeugt und Torwart Willi Brock stöhnte: „Wieder ein Gegentor…“
Um 17:57 Uhr konnte Andexer den Hörer aus der Hand legen. Der letzte Anruf war „durch“, die Telefonaktion beendet. SuS-Torwart Willi Brock konnte zur Tat schreiten. Er loste die zehn Gewinner einer Tribünenkarte aus. Hier die Namen: Mario Fiola, Graf-Galenstr. 71; Josef Müller, Asternwinkel 1; Ferdi Sadoni, Alt-Hüsten; Johannes Schlof, Sunderner Straße 23a; Heinz Kretzer, Fürstenbergstraße 8; Siegfried Rump, Danzigweg 13; Ludger Jütte, Warstein, Drei-Linden-Straße 35; Uwe Schäfers, Schleperhof 2; Hans Zuleg, Arnsberger Straße 32b; Emil Schaumann, Niedereimer, Zur dicken Eiche 16.
Die Gewinner können sich ihre Karten bis Freitag, 17:00 Uhr, in der WP-Redaktion Neheim, Am Neheimer Markt 11, abholen. Falls die Gewinner keine Möglichkeit haben sollten, in die Redaktion zu kommen: Sie können ihre Karten dann am Sonntag vor dem Spiel an der Kasse in Hüsten (Eingang für Vorverkaufskarten) in Empfang nehmen. Der Kassierer ist informiert.